Botschafter: Merkels Besuch in Aserbaidschan - logische Fortsetzung des bilateralen politischen Dialogs auf hoher Ebene - (INTERVIEW)
Am 25. August 2018 besuchte Bundeskanzlerin Angela Merkel Aserbaidschan als Teil ihrer Südkaukasus-Tour. Die Tagesordnung in Baku war inhaltsvoll. Die Experten und Beamten bewerteten die Ergebnisse des Besuchs als fruchtbar.
Während der Gespräche konnten die aserbaidschanischen und deutschen Offiziellen die Hauptrichtungen für die weitere Entwicklung der bilateralen Beziehungen und die Festigung der Zusammenarbait zwischen unseren Ländern skizzieren.
In einem exklusiven Interview mit Trend sprach Ramin Hasanov, der aserbaidschanische Botschafter in der Bundesrepublik Deutschland, über die Bedeutung des Besuchs, seine Ergebnisse sowie die Aufgaben, die auf die aserbaidschanische Diplomatie als Ergebnis dieses Besuchs zukommen. Das Interview wurde von Azvision aus dem Aserbaidschanischen übersetzt.
Über die Bedeutung des Besuches des deutschen Bundeskanzlers in Aserbaidschan
Natürlich ist der erste Besuch der Regierungschefin des Landes, das ein Schwergewicht in der Europäischen Union ist, und zu den zwanzigsten Wirtschaftsmächten der Welt gehört, nach Aserbaidschan ein wichtiges historisches Ereignis an sich.
Präsident Ilham Aliyev besuchte in letzten Jahren mehrmals Berlin auf Einladung der deutschen Bundeskanzlerin und München für die Teilnahme an der Sicherheitskonferenz in dieser Stadt.
Aus dieser Sicht erfolgte der Besuch der deutschen Bundeskanzlerin nach Aserbaidschan als logische Fortsetzung des politischen Dialogs auf hoher Ebene.
Auf der anderen Seite, wie es bekannt ist, besuchte Merkel nebst Aserbaidschan auch die anderen Länder des Südkaukasus. Und die Regionsländer weisen völlig unterschiedliche sozio-ökonomische Entwicklungsstandards und Außenpolitik auf. In dieser Hinsicht war das Interesse an dem Besuch auch deshalb so hoch, um anhand der vergleichenden Auswertung der in allen drei Ländern gehaltenen Gespräche und gelieferten Statements den Stellenwert Aserbaidschans in der Außenpolitik der Bundesrepublik Deutschland objektiv zu bewerten.
Der Besuch erzeugte große Resonanz auch in der deutschen Öffentlichkeit. Vor allem, weil es um den ersten Besuch eines deutschen Bundeskanzlers nach Aserbaidschan und Armenien ging. Und weil die Verhältnisse Deutschlands zu den Regionsländern, die alle Teilnehmer der Östlichen Partnerschaft sind, auch im Kontext der Südkaukasuspolitik der Europäischen Union mit großem Interesse verfolgt werden.
Zwar versuchten einige anti-aserbaidschanischen Kräfte in Deutschland im Umfeld des Besuchs den Fokus vor allem auf kritische Berichte über Aserbaidschan zu setzen und damit einen Schatten auf den Besuch zu werfen. Ein anschauliches Beispiel für dieses Anliegen war die künstliche Agiotage in der Presse zu dem Fall des Bundestagsabgeordneten Albert Weiler, der wegen seines illegalen Besuchs in die okkupierten Gebiete Aserbaidschans in der Liste unerwünschter Personen steht.
Aber der erfolgreiche Verlauf des Besuchs und seine fruchtbaren Ergebnisse offenbarten den tatsächlichen Inhalt der Beziehungen zwischen Aserbaidschan und Deutschland. Die Aufmerksamkeit sowohl der Medien als auch der offiziellen, politischen, wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und kulturellen Kreise wurde auf die substanziellen Fragen, die während des Besuchs angesprochen wurden, konzentirert Frau Merkels Besuch in Aserbaidschan wurde auch in Deutschland wie in unserem Land als erfolgreich und effektiv eingestuft.
Schlüsselfaktoren, die den Besuch erfolgreichmachten
Für Deutschland ist Aserbaidschan politisch und wirtschaftlich natürlich das wichtigste Land im Südkaukasus. Das hängt nicht nur damit zusammen, dass Aserbaidschan Zugpferd des Projektes Südlicher Gaskorridor ist, welches für die Europäische Union eine strategische Bedeutung hat, und dass Aserbaidschan einen Anteil von 70 Prozent am gesamten Handelsumsatz zwischen Deutschland und dem Südkaukasus hat.
Aserbaidschan ist auch ein wichtiger Akteur in der Region, der eine völlig unabhängige Politik betreibt, der durch die Erdölstrategie des aserbaidschanischen Nationalleaders, Heydar Aliyev, den Weg unserer Region zu den Weltmärkten ebnete und seitdem mit den großen Energiekonzernen der Welt erfolgreich kooperiert, der das Vertrauen von der Weltgemeinschaft genießt und der eine zentrale Rolle für den Auf- und Asbau der regionalen Infrastruktur für eine internationale Zusammenarbeit spielt.
Aserbaidschan misst dem regen politischen Dialog und der gleichberechtigten Zusammenarbeit mit Deutschland, das zu den ersten Ländern zählt, mit denen Aserbaidschan diplomatische Beziehungen aufgenommen hatte, große Bedeutung bei.
Es gibt zwischen unseren Ländern einen offenen politischen Dialog auf höchster Ebene. Die Regierungskreise Deutschlands schätzen die sachlichen Diskussionen zu verschiedenen Themen, die im Gespräch zwischen Frau Bundeskanzlerin Merkel und Herrn Präsident Aliyev im Rahmen des genannten Besuchs geführt wurden, sehr hoch und finden sie gerade für die politische Zusammenarbeit zwischen unseren Ländern sehr wichtig.
Ein weiterer bemerkenswerter Punkt ist, dass Frau Bundeskanzlerin nach Aserbaidschanvon einer Wirtschaftsdelegation begleitet wurde. Unter allen Regionsländern fand nur in Aserbaidschan ein Treffen mit der Geschäftsleute in Anwesenheit der politischen Leaders beider Länder statt. Nicht zuletzt heben die deutschen Offiziellen und Experten, wenn sie den Besuch politisch bewerten, auch den ökonomischen Aspekt hervor. Ihrer Meinung nach schafft der Besuch gute Grundlage für die Diversifizierung und Vertiefung ökonomischer Zusammenarbeit zwischen unseren Ländern.
Tatsächlich wurden beim Treffen mit den Unternehmern diverse Ideen zu der Zusammenarbeit um konkrete gemeinsame Projekten ausgetauscht und enstprechende Anweisungen erteilt. Der als Nacharbeit des genannten Treffens geplante wechselseitige Austausch zwischen den ökonomischen Kreisen wird zweifelsohne zur bilateralen Zusammenarbeit im wirtschaftlichen Bereich beitragen.
Eines der Hauptthemen auf der Tagesordnung vom Besuch der deutschen Bundeskanzlerin war der Berg-Karabach-Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan. um. Deutschland als Mitglied der Minsk-Gruppe der OSZE wie auch als unser wichtiger Partner im Rahmen der Europäischen Union tritt für eine gerechte Beilegung dieses Konflikts auf.
Deutschland erklärt sich immer wieder bereit, zur Schaffung einer positiven Verhandlungsatmosphäre zwischen den Konfliktparteien beizutragen. Frau Angela Merkel erklärte in Baku, dass der Machtwechsel in Armenien die Situation verbessern und den Verhandlungsprozess vorantreiben könnte.
Es ist auch bekannt, dass im Gegensatz zu Aserbaidschan, das ein Anhänger konstruktiver Verhandlungen ist, ist Armenien geneigt, den Verhandlungen möglichst zu entgehen bzw. sie zu sabotieren, um den bestehenden Status quo beizubehalten. Das heißt, dass Deutschland von seinem politischen Gewicht und seinen ökonomischen Möglichkeiten Gebrauch machen könnte, um dazu beizutragen, Armenien zwecks der Konfliktlösung zum Verhandlungstisch zu bringen.
Die Perspektiven für die bilateralen Beziehungen eröffneten sich nach Merkels Besuch in Aserbaidschan
Heute befinden wir im Augenblick, der für die Weiterentwicklung der Zusammenarbeit zwischen unseren Ländern in allen Bereichen sehr günstig ist. Das ist das Ergebnis des aktuellen Niveaus und der wachsenden Dynamik in den Beziehungen und enger Kontakte in verschiedenen Bereichen darunter nicht zuletzt des ersten Aserbaidschan-Besuchs von der Bundeskanzlerin. Dieser Momentum weist auf die aserbaidschanische Diplomatie neue Aufgaben zu.
In diesem Zusammenhang lassen die Hauptrichtungen unserer Aktivitäten für kommende Zeit als Folgendes definieren: die Möglichkeiten zu prüfen und zu nutzen für eine aktivere Rolle Deutschlands für die Lösung des armenisch-aserbaidschanischen Berg-Karabach-Konfliktes, für den Aufschwung der politischen Zusammenarbeit zwischen unseren Ländern auf eine strategische Partnerschaftsebene, für die nähere Einbeziehung der deutschen Unternehmen in die aserbaidschanische Wirtschaft sowie für die Erweiterung der Beziehungen in humanitären Bereichen und die Förderung der Kultur und des Tourismus Aserbaidschans in Deutschland.
Adil Shamiyev