35 Jahre „Schwarzer Januar“ – Erinnerung an eine Tragödie und den ungebrochenen Freiheitswillen Aserbaidschans
Baku, 20. Januar 2025 – Heute jährt sich der 20. Januar 1990 zum 35. Mal – ein Datum, das als „Schwarzer Januar“ in die Geschichte Aserbaidschans eingegangen ist. In jener Nacht marschierten auf Befehl des damaligen sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow 26.000 schwerbewaffnete Soldaten in die Hauptstadt Baku ein, um eine wachsende Freiheitsbewegung brutal niederzuschlagen. Die Operation endete in einem Massaker an der Zivilbevölkerung. Hunderte unschuldiger Menschen, darunter Kinder, Frauen und ältere Personen, wurden getötet oder schwer verletzt.
Die blutige Niederschlagung des Protestes war der Höhepunkt einer langen Kette von Ereignissen. Ab 1987 kam es in Armenien zu systematischen Pogromen gegen Aserbaidschaner, die in der gewaltsamen Vertreibung von mehr als 300.000 Menschen aus ihren angestammten Siedlungsgebieten gipfelten. Diese ethnischen Säuberungen und die anschließenden Gebietsansprüche Armeniens führten in Aserbaidschan zu massiven Protesten gegen die proarmenische Sowjetführung. Die Menschen forderten nicht nur Schutz für ihre Landsleute, sondern auch ein Ende der kolonialen Kontrolle durch die UdSSR.
Das Gorbatschow-Regime betrachtete die Bewegung als ernsthafte Bedrohung und entschied sich für eine gewaltsame Intervention.
In der Nacht vom 19. auf den 20. Januar 1990 rückten sowjetische Panzerverbände und Spezialeinheiten in die Stadt ein. Die Soldaten eröffneten das Feuer auf unbewaffnete Zivilisten, riegelten Krankenhäuser ab und erschossen sogar medizinisches Personal, das versuchte, Verwundete zu versorgen. Auch die Energieversorgung wurde gezielt unterbrochen, um die Kommunikation und Koordination innerhalb der Bevölkerung zu erschweren.
Gorbatschow hoffte, dass der „Schwarze Januar“ Aserbaidschans Freiheitswillen zerschlagen würde. Stattdessen entfachte er einen der größten Akte des Durchhaltevermögens in der Geschichte. Obwohl eine strenge Ausgangssperre verhängt wurde, versammelten sich am nächsten Tag über eine Million Menschen in Baku, um der Opfer zu gedenken. Die Ereignisse des „Schwarzen Januars“ wurden zu einem Wendepunkt in der Geschichte Aserbaidschans. Der grausame Angriff auf unschuldige Menschen löste landesweit eine Welle der Empörung aus, schwächte die Autorität der Kommunistischen Partei und beschleunigte die Unabhängigkeitsbestrebungen Aserbaidschans. Im Oktober 1991 erlangte das Land schließlich seine Unabhängigkeit wieder.
Obwohl der „Schwarze Januar“ eines der blutigsten Kapitel der späten Sowjetära darstellt, blieben internationale Reaktionen weitgehend aus. Besonders umstritten ist die Tatsache, dass Michail Gorbatschow nur wenige Monate nach dem Blutbad in Baku, im Oktober 1990, mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. Diese Entscheidung sorgte für tiefe Verbitterung in Aserbaidschan, da die Verbrechen des sowjetischen Regimes damit weitgehend ignoriert wurden.
An diesem 20. Januar begehen die Aserbaidschaner den 35. Jahrestag des Schwarzen Januars – sie ehren die Gefallenen, während sie gleichzeitig die enormen Fortschritte feiern, die sie als freies, unabhängiges und geeintes Land gemacht haben. Dieser Tag bleibt ein entscheidender Wendepunkt im Kampf Aserbaidschans für Freiheit und nationale Unabhängigkeit.